iF yearbook communication 2008

Birkhäuser Verlag AG, 2008

„Crossmedia ist ein Begriff, der noch vor nicht allzu langer Zeit die Phantasie einer Gruppe von Menschen beflügelte, der Hoffnungen aufkeimen ließ und Energien freisetzte, als hätten wir einen neuen Kontinent entdeckt, den es nun zu erobern und zu erforschen gilt. Es lohnt daher sich die Frage zu stellen, was ist aus dieser Reise zu neuen Ufern geworden? Welche Ziele hatten jene im Auge, die von einer crossmedialen Medienwelt träumten?

 

Neue Medien haben immer schon nachhaltige Wirkungen gezeigt. Bücher zum Beispiel haben es möglich gemacht die Welt der Gedanken und Vorstellungen in veränderter Form zu ordnen und zu gestalten. Die Erfahrungen, wie sich mittels der Architektur eines Buches Gedankenräume bauen und strukturieren lassen, veränderte im Gegenzug auch wieder jene Formen, mit denen Gebäude zu uns sprechen. So erinnern zum Beispiel manche Kirchen an riesige begehbare Bibeln deren Erzählungen sich über alle Flächen des Raumes ausbreiten.

 

Wann immer wir neue Formen finden Informationen und Emotionen zu speichern und zu übertragen, reagieren auch alle traditionellen Medien auf die veränderten Möglichkeiten. Insofern besteht eine Wechselwirkung zwischen den Medien und eine inhaltliche, als auch formale Verknüpfung unterschiedlicher Kommunikationsformen seit dem Menschen Medien nutzen.

Im 20. Jahrhundert entwickelte sich jedoch die Idee unterschiedlicher, unabhängiger und von einander getrennter Medienwelten. Den so genannten alten Medien, den greifbaren, im realen Raum befindlichen Formen wie Architektur oder Buch wurden neue Medien gegenübergestellt, die flüchtig überall über Radio- und TV-Geräte empfangen werden können.

 

Mit der Entwicklung neuer Kommunikationsnetzwerke entstand für manche Menschen der Eindruck, die Welt sei nun endgültig zerfallen und Brücken müssten geschlagen werden, damit die Welt wieder zueinander findet. Mit Crossmedia erhielten diese Brücken einen Namen.

 

Die Ideen und Strategien, wie sich die Medien verknüpfen lassen, fielen sehr unterschiedlich aus. Jene, die immer schon dem Glauben anhängen, dass nur Uniformität, klare Regeln und strenge Normen es möglich machen sich durch den Dschungel der Informationen zu schlagen, haben nach Möglichkeiten gesucht den Kanon der festgeschriebenen Formen auch den neuen Medien aufzuzwingen. Jene, die Kommunikation als Ausdruck einer inneren Haltung betrachten, haben sich darum bemüht, auch innerhalb der Gestaltung zum Beispiel von Interface oder bewegtem Bild Charakter zu beweisen. ..." Markus Hanzer

<

>